Die fruchtbarsten Jahre erleben wir bereits in unseren frühen 20ern. Was früher die Norm war, ist heute allerdings zur Ausnahme geworden: ihr erstes Kind bekommt eine Frau statistisch betrachtet erst im Alter von 30,3 Jahren (Quelle: Statistik Austria, Stand 2023). 1984 lag das Durchschnittsalter der Frau bei der ersten Geburt noch bei 23,8 Jahren.
So einleuchtend die Hintergründe für den heute viel späteren Kinderwunsch sind, so offen möchten wir auf das Thema der sinkenden Fruchtbarkeit der Frau mit zunehmendem Alter aufmerksam machen.
Wie lange ist eine Frau im Alter fruchtbar?
Wenn Frauen geboren werden, haben sie bereits ihre definitive Anzahl an Eizellen mit im Gepäck – die sogenannte „Eizellreserve“ (ovarielle Reserve). Von mehr als einer Million Primärfollikeln bei der Geburt schaffen es ca. 300 000 bis zur Pubertät. Nur ca. 300 Eizellen werden im Laufe der fruchtbaren Jahre im Zuge des Eisprungs freigesetzt und haben die Chance auf eine Befruchtung. Mit Einsetzen der Menopause (Wechseljahre) erlischt für die Frau die Möglichkeit auf eine Schwangerschaft mit eigenen Eizellen. Manche Frauen entscheiden sich danach noch für den Versuch einer Schwangerschaft mittels Eizellspende.
Zwei entscheidende Faktoren für eine altersbedingte Unfruchtbarkeit sind daher einerseits die mit dem Alter der Frau sinkende Anzahl befruchtungsfähiger Eizellen sowie das mit dem Alter steigende Risiko einer Aneuploidie, also einer Chromosomen-Fehlverteilung, die in Folge häufig zum Abort (Fehlgeburt) führt.
Die fruchtbarsten Jahre einer Frau liegen daher zwischen etwa 20 und 30. Bis zum Alter von 30 Jahren sinkt die Fruchtbarkeit jährlich nur geringfügig ab. Durchschnittlich dauert es in diesem Alter dennoch 4 weibliche Zyklen bis zum Eintritt einer Schwangerschaft. Ab dem Alter von 35 Jahren ist mit einer rascheren Reduktion der Fruchtbarkeit zu rechnen. Man sollte mit 6-10 weiblichen Zyklen rechnen, bis eine Schwangerschaft zu erwarten ist. Dramatisch wird die Auswirkung auf die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit ab dem 40. Lebensjahr, wo faktisch jeder Monat zählt und Sie bei Kinderwunsch keine weitere Zeit mehr verlieren sollten. Die Chance pro Zyklus liegt hier durchschnittlich nur noch bei unter 10 %. Ab dem 45. Lebensjahr sind die Chancen sowohl auf natürlichem Wege als auch mit Hilfe von künstlicher Befruchtung mittels IVF- oder ICSI-Behandlung mit nachfolgendem gesunden Kind derart minimal, dass seriöserweise auch über die Möglichkeit der Eizellspende aufgeklärt werden sollte. Deutsche Arbeiten sprechen ab dem 45. Lebensjahr von 3 % Erfolgsquote, wobei anschließend zusätzlich mit einer ca. 70-prozentigen Abortrate (Fehlgeburt) zu rechnen ist. Damit liegt die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft und Geburt eines Kindes ab dem 45. Lebensjahr unter 1 %.
Auch bei Männern nimmt die Spermienqualität mit zunehmendem Alter ab. Anders als bei der Frau können aber bis ins hohe Alter Spermien produziert werden und der Alterseinfluss auf die Fruchtbarkeit ist nicht so gravierend wie bei der Frau. Ein individuelles Spermiogramm kann im Kinderwunschzentrum erstellt werden und liefert wertvolle Erkenntnisse zur Fruchtbarkeit des Mannes.