Lexikon K

Kryokonservierung (Vitrifikation, Einfrieren)


zurück zum Lexikon

Wenn Eizellen, Spermien, Embryonen oder Gewebe für einen späteren Zeitpunkt gelagert werden sollen, steht dazu die Methode der Kryokonservierung zur Verfügung. Durch einen sehr schnellen Abkühlvorgang der Zellen in flüssigem Stickstoff auf minus 196 °C (Vitrifikation) können die Zellen schonend eingefroren werden. Bei dieser Temperatur finden keine biochemischen Prozesse mehr statt, weshalb es keinen Unterschied macht, ob Zellen 1 Minute oder 10 Jahre eingefroren bleiben. Dadurch bietet sich eine großartige zusätzliche Möglichkeit in der Erfüllung des Kinderwunsches.

Embryonen dürfen laut Fortpflanzungsmedizingesetz in Österreich bis zu 10 Jahre aufbewahrt werden, Samenzellen unbegrenzt.

Die Methode ist seit vielen Jahren erfolgreich im Einsatz. Die zu erzielenden Schwangerschaftsraten sind bei Verwendung von zuvor vitrifizierten Embryonen nahezu gleich bzw. teilweise sogar höher. Eine Schädigung durch den Einfriervorgang muss seit Einführung der Vitrifikation kaum mehr befürchtet werden. Die Überlebensraten nach dem Auftauprozess liegen beinahe bei 100 %. Bei der früher verwendeten Methode des langsamen Einfrierens (slow freezing) führten Wassereinlagerungen in den Zellen im Einfrierprozess oft zu Zellschäden. Dies kann durch die heute eingesetzte Vitrifikation fast gänzliche verhindert werden, da durch die extrem schnelle Abkühlrate die Bildung von Eiskristallen minimiert wird.

Mögliche Gründe einer Kryokonservierung und deren Vorteile:

  • Embryonen, die aus dem aktuellen Behandlungszyklus übrig geblieben sind und die für einen späteren Embryotransfer aufbewahrt werden sollen.
    Vorteil: die Chance, ohne weitere Hormonstimulation und Eizellentnahme einen oder mehrere zusätzliche Embryotransfers durchführen zu können. Die Erfolgsaussichten beim Transfer von Kryo-Embryonen sind dabei tendenziell sogar besser als beim Frischversuch.
  • Einfrieren von Eizellen, Samenzellen oder Hoden-/Eierstockgewebe als Fruchtbarkeitsvorsorge im Falle einer bevorstehenden medizinische Behandlung mit möglicher negativer Auswirkung auf die Fruchtbarkeit (zB Krebserkrankung mit geplanter Chemotherapie oder Strahlenbehandlung, Vasektomie, etc.).
    Vorteil: Das Wissen, im Krebsfall für seine spätere Fruchtbarkeit das Möglichste getan zu haben, bringt etwas Erleichterung in dieser ohnehin psychisch sehr fordernden Situation und erhöht die Chancen auf eigene Kinder trotz medizinisch erschwerter Bedingungen.
  • Eine vorsorgliche Einlagerung von Eizellen auf Grund einer medizinischen Diagnosestellung (zB Endometriose), die eine ernste Gefahr für eine zukünftige natürliche Schwangerschaft bedeutet.
    Vorteil: Es gibt medizinische Diagnosen, die die biologische Uhr besonders laut ticken lassen. Einmal bekannt, ist eine solche Diagnose oft eine große Belastung für betroffene Frauen. Die Möglichkeit des „Egg-Freezing“ kann in dieser Situation eine große Erleichterung sein.
    Hinweis: Die reine Vorsorge aus Altersgründen („Social-Freezing“) ohne ein zu Grunde liegendes körperliches Leiden ist durch das österreichische Fortpflanzungsmedizingesetz untersagt.
  • Eine Weitergabe von Samenzellen oder Eizellen an Dritte in Rahmen der Samenspende oder Eizellspende.