PCOS (PCO-Syndrom, Polyzystisches Ovar-Syndrom)
zurück zum Lexikon
Das PCO-Syndrom ist ein Symptom-Komplex, der mit Abstand den stärksten hormonellen Grund für unerfüllten Kinderwunsch bei der Frau bildet. Insgesamt sind ca. 5-10 % aller Frauen von einem PCOS in unterschiedlichster Ausprägung betroffen.
Beim PCOS kommt es zu einer Störung der Follikel-Reifung – meist wird zu wenig FSH und zu viel LH produziert, sodass die Antralfollikel sich nicht bis zur Sprungreife entwickeln. Frauen, die unter einem PCO-Syndrom leiden, haben daher oft sehr lange Zyklen, wodurch die Regelblutung entweder selten und unregelmäßig oder gar nicht auftritt.
Ebenso kommt es zu einer Hyperandrogenämie, also einer vermehrten Produktion männlicher Geschlechtshormone, was sich bei den betroffenen Frauen oft durch eine verstärkte Behaarung, durch Geheimratsecken an der Stirn oder Akne bemerkbar macht.
In 50 – 80 % der Fälle ist die Insulin-Ausschüttung erhöht und es kann im weiteren Verlauf zu einer Insulinresistenz kommen. Frauen, bei denen dies der Fall ist, leiden oft unter starkem Übergewicht.
Häufig ist auch der Homocysteinwert erhöht, wodurch nicht nur Gefäßerkrankungen sondern auch ein erhöhtes Fehlgeburtsrisiko vermehrt auftreten.
Es gibt dabei im Wesentlichen zwei Formen:
Der europäische Typ: Hier ist die Patientin in der Regel schlank und normalgewichtig, sie hat ein stark eingeschränktes Zyklusgeschehen, das von seltenen Regelblutungen bis hin zur Amenorrhoe (völliges Ausbleiben der Regelblutung) reicht. Der Ultraschall zeigt viel zu viele Follikel im Bereich der Eierstöcke. Sehr oft gibt es keinen Eisprung. Die männlichen Hormone können erhöht sein, das LH (Luteinisierendes Hormon) kann ebenfalls hoch sein. Der wichtigste Marker ist hier das AMH, das teilweise das 10-fache des Normwertes überschreiten kann. Falls bei Frauen mit diesen Voraussetzungen eine Stimulation der Eierstöcke mit Hormonen erfolgt (für eine IVF- oder ICSI-Behandlung), so achten wir durch eine sehr milde Hormondosierung besonders darauf, dass es zu keiner Überstimulation kommt.
Der amerikanische Typ: Die Patientin leidet unter starkem Übergewicht (gelegentlich über 150 kg). Das AMH ist nur geringfügig erhöht. Sehr oft besteht hier eine Störung des Zuckerstoffwechsels, der beispielsweise mittels Metformin behandelt werden kann. Die Möglichkeit einer unerwünschten Überstimulation ist hier geringer.
Mischformen der beiden genannten Typen können natürlich vorkommen. Meist gibt es schon in der Abklärung Hinweise darauf.
Operative Sanierung:
In seltenen Fällen ist das AMH so hoch, dass eine hormonelle Stimuation der Eierstöcke zu gefährlich sein könnte. In diesem Fall kann eine operative Stichelung der Follikel an den Ovarien sehr sinnvoll sein (Fachausdruck: drill und dott). Hier werden unter laparoskopischer Sicht, abhängig vom AMH-Wert, zwischen 30 und 70 Prozent der an der Oberfläche liegenden Follikel mittels Elektrode „versengt“. Dadurch sinkt der AMH-Wert und Stimulationen werden einfacher, die Gefahr einer Überstimulation sinkt. Gelegentlich gibt es danach sogar Spontanschwangerschaften.
Ganz wichtig ist es, sich hier eine Abteilung zu suchen, die bezüglich dieser Eierstockstichelung auch Erfahrung mitbringt. Unsere Ärzte beraten sie hier gerne.
Das PCO Syndrom ist im Übrigen ein Grund, dass hier der Staat eine IVF-Behandlung unterstützt, weil sehr oft eine herkömmliche Stimulation (beispielsweise: Verkehr zu Optimum) nicht zum Erfolg führt.